Radio killed the Video Star?

Welche Chancen bietet ein Clubhouse ähnliches Drop-in Audio-Format in der internen Kommunikation? Wenn sich ein Head of People Experience und ein Content-Experte austauschen.

Jennifer Siebert
veröffentlicht am 11. Februar 2021

Kommt das Clubhouse für Mitarbeiter:innen?

Zu diesem Thema habe ich, Ulf Kossol, gestern Mittag mit meinem Gast Carsten Rossi auf Clubhouse eine Gesprächsrunde geführt. Wir diskutierten die Möglichkeiten eines solchen Formats im Bereich der internen Kommunikation. Unsere Zuhörer:innen brachten zusätzliche, großartige Denkanstöße mit in die Diskussion ein. In den nachfolgenden Zeilen könnt ihr den Output nachlesen.

Flexibel. Simpel. Authentisch: Das sind die Vorteile von Clubhouse.

Auf den Clubhouse Hype bin ich ungefähr Mitte Januar gestoßen und nach einer Weile auf der Plattform habe ich auch Chancen gesehen, ähnliche Formate mit Audio Drop-In in die Interne Unternehmens Kommunikation zu integrieren.

Was Clubhouse ausmacht ist die einfache Bedienung. Es ist sehr simpel in ein Gespräch hineinzugehen, sich zu melden und dann auch wieder hinauszugehen, dadurch trauen sich vielleicht auch mehr Menschen sich aktiv zu beteiligen. Es ist nicht nur leicht bedienbar, sondern auch herausragend spontan.

Um weiterhin beim USP zu bleiben: Clubhouse ist exklusiv, gerade weil die Talks nicht on demand verfügbar sind. Entweder man war dabei und hat alles mitbekommen oder, auf gut Deutsch gesagt, man hat Pech gehabt.

Stichwort Authentizität: Wir sprechen immer von Fehlerkultur, da würde es vorne und hinten nicht zusammenpassen, wenn man ein Format integriert, welches erneut durchkonzipiert ist. Auch abstrahiert man hier von klassischen, ausgefeilten Texten. Wenn die Mitarbeiter:innen sehen, dass es klar und authentisch ist, wird man mit Vertrauen belohnt.

Vorteilhaft ist weiterhin, dass man kein professionelles Equipment oder einen vorzeigbaren Ort braucht. Man muss sich keine Sorgen mehr machen, was man anzieht – wie es sonst der Fall ist, da man seriös und professionell wirken möchte. Es geht allein um die Stimme.

Neuer Stern am Interne Kommunikation Himmel: Das Corporate Radio

Das Audio Drop-in Format bietet die Möglichkeit des ortsunabhängigen Konsums durch alle Mitarbeiter:innen. Vorausgesetzt das Corporate Radio ist über mobile Endgeräte zugänglich.

Das bedeutet, dass allen Mitarbeiter:innen auf der Fläche, wie zum Beispiel im Einzelhandel oder im verarbeitenden Gewerbe, die Möglichkeit gegeben wird, zuzuhören und mitzumachen. Denn Beteiligung stellt in diesen Bereichen häufig eine Herausforderung dar. Große Videokonferenzen brauchen eine 2-wöchige Vorbereitungszeit.

Außerdem wird durch Mitarbeiter:innen Apps und das Intranet überwiegend gelesen. Mit dem Audio Drop-In Format könnte man auch ad-hoc die Mitarbeiter:innen auf die Bühne holen und ihre Meinung einholen. Des Weiteren kann eine neue Zielgruppe erreicht werden: Mitarbeiter:innen, die Videos scheuen.

Content ist King. Welche Formate sind denkbar?

Wir haben bereits intern gebrainstormt, welche Inhalte wir kreieren könnten. Im Gespräch war vor allem eine Morning Show. Eine Show, in der die Mitarbeiter:innen einen Ausblick auf den Tag erhalten, kleinen Reports von den Standorten lauschen können oder informiert werden, was es in der Kantine zu essen geben wird.

Eine andere Idee war der Aftertalk nach Events, quasi als Verlängerung per Audioformat. Ein weiteres genanntes Format sind Unternehmensvorstellungen inklusive Fragerunden für Interessierte. Dadurch konnte ein Zuhörer von uns viele Bewerbungen mit erwartetem Profil generieren.

Oder man bietet Austauschformate an: Mitarbeiter:innen können Feedback geben und sich untereinander zu bestimmten Themen austauschen. Carsten brachte die Idee von intimen Town-Halls ein. Das heißt, dass Mitarbeiter:innen dem Management Fragen stellen können, nur eben per Audio Drop-In.

Außerdem könnten die Kaffee-/Küchengespräche, die vor allem zurzeit durch die Corona Pandemie mehr wegfallen, in die virtuelle Welt verlegt werden.

Auf die Plätze fertig los?

Bevor wir unsere Ideen umsetzen, sollten wir uns Zeit für Reflektion nehmen.

Vorrangig sollten die Anforderungen der Betriebsräte beachtet werden. Es kann gut sein, dass die Transparenz kritisiert wird. Jeder kann sehen, wann jemand online war und wie lange er die Sendungen verfolgte. Klar hebt der Betriebsrat den Finger. Kompromisse sind allerdings denkbar.

Zum Beispiel könnten die Townhalls aufgezeichnet werden, sodass die Mitarbeiter:innen, welche nicht zuhören konnten, diese on demand verfolgen können. Aber was ist dann mit der Kritik, die nicht unbedingt in jedem Unternehmen erwünscht ist? In Clubhouse gilt: „Was in Clubhouse gesagt wird, bleibt in Clubhouse“. Dieser Aspekt würde durch eine Aufzeichnung wegfallen. Eine Zuhörerin kann sich dennoch sehr gut vorstellen ein derartiges Format ins Unternehmen zu integrieren.

Im Hinblick auf das Argument, dass sich nicht jeder beteiligen wird, entgegnete sie „dass es dieses Phänomen eh im Unternehmen gibt“. Es gebe Mitarbeiter:innen, denen eh alles egal sei und die nicht mitdiskutieren und dann gebe es die, die etwas sagen wollen und sich mit an den Diskussionen beteiligen würden.

Direkter Austausch mit Führungskräften bis hin zum CEO

Während unseres Gespräches sind wir immer wieder zu Beispielen in der Führungsetage gelangt.

Einer unserer Zuhörer hat sich dann selbst in die Position eines CEO versetzt und würde als dieser sofort ein Corporate Radio umsetzen. Er, als CEO, würde es gar nicht kontrollieren wollen. Das Schöne am neuen Audio Format ist ganz klar die spontane Möglichkeit Gespräche zu beginnen und im Handumdrehen den Küchentalk nach Hause zu holen. Gerade er als CEO, würde diese Möglichkeit unterstützen und den Mitarbeiter:innen die Möglichkeit geben gänzlich unkontrolliert über Themen zu reden, die ihnen wichtig sind. Wenn dieses Angebot genutzt würde – großartig. Wenn nicht? Auch nicht schlimm.

Nutzung des Corporate Radios nur intern oder auch öffentlich?

Das Corporate Radio als Möglichkeit Externe einzubinden? Zwei Argumente regten zum Nachdenken an: Es gibt bereits Mitarbeiterzeitungen und Podcasts mit mangelnder Beitragsmotivation durch Kunden. Wenn man jetzt noch einen Schritt weiter geht und das Audio-Format integriert und es frei verfügbar macht, wäre ein Erfolg des Format mit viel Aufwand verbunden.

Jedoch könnten Kunden zu bestimmten Shows, Formaten eingeladen werden, wie beispielsweise zum Afterwork Event. Bestenfalls berichten Kunden von ihren eigenen Erfahrungen und bringen sich dadurch aktiv ein.

Als Beispiel wurde die Morning Show des Supermarketes Penny genannt. Bereits vor der Ladenöffnung startet die Show und informiert die Mitarbeiter:innen per News. Nach Ladenöffnung, lief die Show angepasst an die Kunden weiter.

Ein weiteres Thema: Employer Branding. Ein Zuhörer teilte seine Erfahrungen mit. Sie hätten im Unternehmen Formate angesetzt, welche als Blog starteten und dann ins Videoformat übergegangen sind. Ein paar Mitarbeiter:innen und Auszubildende hätten sich getroffen und sich über ihre Erfahrungen ausgetauscht, während das Publikum Fragen zum Unternehmen stellen konnte.

Und wie siehts mit den Einsatzzeiten aus?

Der Sender RTL begrenzte sein Corporate Radio in zeitlicher Hinsicht: es endete mit Ablauf der Einarbeitungsphase in das Remote Working.

Das wirft die Frage auf, ob man das Format grundsätzlich zeitlich begrenzen sollte. Nutzt man das Corporate Radio für nur bestimmte Kampagnen, um einen gewissen Aha-Effekt zu erzeugen? Gerade im Change Prozess könnten dadurch neue Strategien implementiert werden oder verschiedene Standorte zusammengebracht werden.

Carsten äußerte das Beispiel „Corporate Radio als Instrument der internen Kommunikation“. Anwendungsfälle seien klassisches Feedback oder ein die Erhebung eines erweiterten Meinungsbildes. Ein großer Vorteil ist jeweils die große Reichweite. Auch in diesem Fall geben sich Authentizität und niedrige Schwellen die Hand. Bedacht werden muss aber, dass visuelle Unterstützung nicht möglich ist, um Sachverhalte klar und verständlich zu vermitteln.

Monkey say, Monkey do: CopyCats

Unmittelbar nachdem Clubhouse viral ging, zogen Nachahmer nach.

Ein Unternehmen sei „Dive“ und wurde von der Zuhörerschaft eingebracht. Das in Deutschland gehostete Programm gibt es für Android wie auch für IOS Geräte. „Dive“ ist mit LinkedIn verbunden und zielt vor allem darauf ab, Unternehmens-Netzwerke einzubinden und aufzubauen. Der Fokus liegt hier auf dem „Usergenerated Audio Content“ für die Mitarbeiter:innen.

Weiterhin wurde eine Integration von Microsoft Teams vorgeschlagen, welche das Corporate Radio in die Plattform implentieren solle, um News und Updates der Woche zu verbreiten.

Das behalten wir im Auge

Wir ihr seht, haben wir über viele Themen gesprochen, die aufkommen, wenn man ein Corporate Radio mit Audio Drop-In einführen möchte. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Danke, dass ihr dabei wart und großartige Beiträge mit in das Gespräch gebracht habt. Vielleicht können wir auch eine Fortsetzung dazu machen, gerade wenn wir mehr Erfahrungen sammeln konnten.

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