Next stop Radio

Nach Clubhouse: Kommt jetzt das Mit-Mach-Radio für Unternehmen? Haben Audio-Formate eine Zukunft in der internen Kommunikation? Ulf Kossol (Head of People Experience) teilt seine Erfahrungen und Gedanken.

Ulf Kossol
veröffentlicht am 8. Februar 2021
Markt & Trend

Erlebt das Radio ein Comeback?

Clubhouse ist derzeit in aller Munde – ein Audio-Format, das gänzlich auf Bild und Text verzichtet. Stattdessen besteht der Reiz im gesprochenen Wort, das bisher ausschließlich live konsumiert werden kann. Was bedeutet dieser Trend und wie kann er für die Unternehmenskommunikation genutzt werden?

Radio damals und heute

Radio. Die älteren unter uns erinnern sich bestimmt noch an dieses angestaubte Medium. Als Teenager war es die HR3 Clubnight jeden Samstag und der HR3 MaxiMix jeden Dienstagabend, die mich vor das Gerät gelockt und mir die neueste Musik aus den berühmten und so fernen Clubs auf die Ohren gebracht haben.

Heutzutage dient es gerade noch als Hintergrundmusik bei längeren Autofahrten; Nachrichten und Verkehrsmeldungen sind da schon fast wichtiger geworden. Über 120 Jahre nach der Patentanmeldung des Radios durch Nikolas Tesla ist der heutige Audiokonsum geprägt durch Streaming-Dienste und Podcasts. Nicht mehr linear und live sondern jederzeit auf Abruf. Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bieten zu fast jedem Thema fundiert recherchierte sogenannte Features an und via Internet können Radiosender aus aller Welt, aus allen Genres empfangen werden. Aufnehmen, so wie ich das früher mit dem Kassettendeck nahezu perfektioniert hatte, klingt in den Ohren meiner Kinder in etwa so antiquiert wie eine rundliche Scheibe eines grauen Apparats mit Nummern zu drehen, um die Oma über das  schnurgebundene Telefon anzurufen.

Und plötzlich kommt was Neues

Audio hatte längst seinen Platz in der Rangliste an Video verloren, da tritt eine App gerade seinen Siegeszug an, wo man vergeblich nach einem Bewegtbild sucht, in der es keine vergangenen Aufnahmen gibt und in der man durch einfaches Handheben darum bitten kann, sofort mitzusprechen: Willkommen im Clubhouse.

Was bedeutet Clubhouse?

Aktuell ist das Angebot noch sehr stark geprägt von den üblichen Verdächtigen, z.B.  Marketing- und Influencer Coaches, aber auch Fussball- und Polittalks haben bereits ihren Platz gefunden. Sollte Clubhouse aber, und das ist für mich sehr wahrscheinlich, nach den First Movern und Apple Jünger*innen schon bald einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sein und auch eine akzeptable Regelung für den Umgang mit Datenschutz gefunden haben, ist die Wiedergeburt des Radios im digitalen Zeitalter vollzogen und der Begriff Audio-Drop-In wird zum Format. Wir werden sehen.

Was Clubhouse so besonders macht

Clubhouse ist natürlich kein Radio im herkömmlichen Sinne, erinnert aber durch die einfache Bedienung und die Reduzierung auf Ton durchaus stark daran. Zu finden sind dort quasi viele kleine Radioshows, jedoch wenig bis gar keine Musik, sondern eher ein Talkradio mit (noch) eingeschränkter Themenvielfalt. Aber wie gesagt, das könnte sich ändern. Es ist auf jeden Fall ein sehr niedrigschwelliges Angebot, ein Zeitvertreib – manche würden auch ‚Zeitfresser‘ sagen, da bisweilen durchaus die Sorge aufkommt, wichtige Talks von wichtigen Menschen zu verpassen. Neudeutsch nennt man diese Angst FOMO (Fear of missing out). Für die on-demand Generation ist das scheinbar die Hölle, also heißt es: wann immer es geht, dabei zu sein.

Audio-Drop-In im Unternehmen

Viele Trends des Konsumentenmarktes schaffen es ja bekanntermaßen – mit etwas Zeitverzug – auch in die unternehmensinterne Nutzung und haben sich dort als Enterprise Social Networks, Enterprise Video, Corporate Podcasts oder Mitarbeiter-Apps etabliert. Gerade die Vertreter*innen der internen Kommunikation sind heutzutage die Jongleure dieser digitalen Kanäle, um ihre Nutzer*innen bestmöglich zu erreichen, zu unterhalten und auch Dialogangebote zu schaffen.

Sollte sich diese These auch bei dem Audio-Drop-In Format bestätigen, macht es doch Sinn, sich das einmal genauer vorzustellen.

Was gibt es dazu bisher?

Sucht man im Netz nach Erlebnisberichten und spannenden Referenzen zum Thema Mitarbeiter-Radio, ist die Zahl der Best Practices bisher eher gering: die IBM sendet seit 2015 aus Austin, Texas, täglich an Ihre weltweiten Mitarbeiter*innen und der Sender RTL hat sogar coronabedingt im letzten Frühling einen eigenen, internen Sender gestartet, um die Mannschaft außerhalb der Büros zu erreichen und das Homeoffice erträglicher zu machen. Dieses Angebot ist allerdings Ende 2020 bereits wieder eingestellt worden mit der Begründung, dass es ja jetzt normal wäre, remote zu arbeiten und der Sender seine Aufgabe erfüllt habe.

Das war jedoch vor dem Clubhouse-Trend und Audio-Revival. Und weitestgehend auch ohne einfache Mitmachmöglichkeit. Hat Audio in der internen Kommunikation also noch eine Chance? Erreicht man damit die, die dem medialen Überangebot heute vielleicht noch bewusst fernbleiben? Kann ein eigener Radiosender Ziele wie Mitarbeiterbindung positiv beeinflussen? Oder sollten wir uns hüten, einen weiteren Zeitfresser zu etablieren, der die Mitarbeiter*innen nur noch mehr ablenkt und von der Arbeit abhält?

Wir bleiben am Ball - unsere Einladung zum Talk

Wir starten auf alle Fälle die Diskussion dazu. Alle iPhone Nutzer*innen sind herzlich eingeladen, am Mittwoch den 10.02.2021 um 13 Uhr auf Clubhouse zu lauschen und mitzureden. Für alle anderen werden wir das Gespräch hier selbstverständlich in schriftlicher Form konservieren und die Diskussion fortsetzen. Tune in!


Zum Clubhouse-Event

Übrigens. Am Samstag, 13. Februar, ist Welttag des Radios. Natürlich Zufall 😉

Austausch gewünscht? Sehr gerne - kontaktieren Sie uns einfach!

Schreiben Sie eine Mail an: Ulf-Jost.Kossol@t-systems.com
Oder rufen Sie an: +493512820 2284