Seit über zwei Jahren arbeite ich fast ausschließlich virtuell. Zu Beginn des ersten Lockdowns bei HIRSCHTEC, dann bei MontuaPartner Communications, jetzt bei der T-Systems MMS. Meine Kolleginnen und Kollegen sah bzw. sehe ich nur punktuell. Diese Flexibilität am Arbeitsmarkt ist erfrischend. Allerdings hat mein direkter zwischenmenschlicher Austausch im Unternehmen rapide abgenommen. Es fehlt an gemeinsamen Mittagspausen, das Gespräch in der Teeküche oder die gemeinsame Fahrt mit der S-Bahn nachhause. Bitte versteht mich nicht falsch, ich liebe die Arbeit im Homeoffice. Mein Arbeitsweg fällt weg, ich kann mittags mit meiner Familie essen, mit unserem Hund rausgehen oder abends meine Kinder zu Bett bringen. Für mich hat die Medaille nur zwei Seiten, das möchte ich damit ausdrücken.
In solchen hybriden Arbeitsmodellen ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, Themen wie Gesundheit und Prävention zu berücksichtigen. Denn sollte es jemanden im Team gesundheitlich nicht gut gehen, fällt es der Führungskraft durch die „virtuelle Distanz“ weniger oder sogar gar nicht auf. Fördern Sie daher den Austausch und ein führsorgliches Miteinander unter Ihren Kolleginnen und Kollegen.
Wenn Sie in einer verantwortungsvollen Position mit Vorbildcharakter sind, sollten Sie in Ihrem Unternehmen persönliche Auszeiten wie die Mittagspause und den Feierabend vorleben, damit Sie, aber auch Ihre Mitarbeitenden besser abschalten können und die Arbeit Arbeit sein lassen. Mir persönlich fällt es beispielsweise immer noch nicht leicht, das Notebook oder mein Handy nach Feierabend bei Seite zu legen. Doch es wird immer besser.
Anonym nutzbare Angebote zu Themen wie Burnout, Depressionen und mentale Erschöpfung können darüber hinaus eine sinnvolle Ergänzung sein, um präventiv vorzugehen. Generell sollten Ihre Mitarbeitenden unter idealen Umständen im Homeoffice miteinander arbeiten und hierzu eine sehr gute Ausstattung erhalten.
„Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren.“ (Paul Watzlawick).
Ergreifen Sie also die Initiative und kommunizieren Sie in Ihrem Unternehmen menschlich und persönlich: Sprechen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen auch mal direkt an. Ich-Botschaften sind nahbarer – und viel menschlicher – statt reiner Zahlen, Daten und Fakten. Bleiben Sie ehrlich, auch kritische Aspekte oder Hintergründe können Wissenslücken schließen und Ängste und Sorgen nehmen.
In der Theorie der medialen Reichhaltigkeit bewerten Leser Medien nach ihrer Lebendigkeit. Dadurch ändern sich je nach Aufgabenstellung die Anforderungen an den passenden Kommunikationskanal. In der internen Kommunikation ist das Employee Engagement sehr wichtig, also den Dialog und die Interaktion herzustellen und zu fördern. Achten Sie darauf, dass die Formate zum Kommunikationskanal passen. Wenn ich große Bilder mit viel Text verfasse, können diese auf mobilen Endgeräten vielleicht schlecht konsumierbar sein, und Videos verlieren an Attraktivität, wenn die Möglichkeit fehlt, den Ton einzuschalten. Mir hat es in der internen Kommunikation immer sehr geholfen, meine Kommunikationsbedarfe im Unternehmen zu ermitteln und das Angebot an verfügbaren Kanälen möglichst schlank zu halten.
In der Praxis ist sicher nicht immer alles möglich, aber ein Versuch ist es wert – oder etwa nicht?
Ich freue mich über Ihr/Euer Feedback und stehe gern für Fragen zur Verfügung: Jens Appelt auf LinkedIn.